Lampalzer/Oppermann

Performance Lecture

 

Anlässlich der Ausstellung
Crossover: Fotografie – Film
Fotogalerie Wien,
27. Juni 2006

 

Video:
Activ Surplus oder sieben Versuche mit canadischen Linsen
Österreich 2000,
Super 8, 05:00 min

Remembering the Laws of Optics

Die kanadischen Linsen. Werbegeschenke, Plastikbrieföffner mit einer Plastiklinse, am Ende eine Öse. Vergrößerung der Schriftzeichen der Briefmarken oder andere dem Brief beigelegten Miniaturen, die der Vergrößerung bedürfen. Der Brieföffner soll einen festen Platz erhalten. Aufdruck von Sawmill Athletic Club, Russel´s Garage Ata Neca ServiceEdward L. Scalone Financal Planning oder Crosby Printing Forms. Das Plastik selbst hat einen zarten rosa oder bläulichen Farbton. Ich kaufte sechs von jeder Farbe im Active Surplus, Toronto. Sie verdinglichen die Erinnerung an die Gesetze der Optik. Ihre Schlichtheit und ihre mangelnde verzerrende, verkratzte optische Qualität eignen sich zur Meditation. Sie schaffen einen Denkraum, in dem Einfälle möglich werden. Sie bergen andere Werküberlegungen in sich und sind selbst Überlegung.

Wir befinden uns auf der Nordseeinsel Föhr. Am Horizont sind Fährschiffe zu sehen. Sie haben abgeschnittene Nasen und Hintern. Aus dem Autoradio hören wir, dass nach Prinzess Ragnhild nun auch Kronprinz Harald beschädigt wurde. Dabei handelt es sich hier nicht um ein Mikrounternehmen. Je kleiner das Unternehmen, desto größer die Gefahr des Scheiterns. K.M (Name geändert) hatte eine Großauftrag. Sie ging mit einem gelben Plastikhelm über ihre Baustelle. Zum Schluss schrieb sie eine Rechnung über 5oo.ooo,- €. Das Geld hat sie nie gesehen. Der Vertragspartner ging in Konkurs. K.M.s (Name geändert) einziger Fehler bestand darin, dass der wichtigste Kunde nicht zahlte. Nur noch 40% aller Einkommen in Deutschland werden gegenwärtig durch Arbeit erlangt, der Rest verteilt sich auf staatliche Transfers und privaten Vermögenserlös: Risiko, Erfolg und Vererbung. Seit der Ostblock aufgelöst wurde, lässt mich der Gedanke nicht los, dass Marx vielleicht in weitaus längeren Zyklen zu denken ist. Wie sonst wäre es möglich, dass es Meeresstrände ohne Wasser gibt. Ich erinnere mich an ein polnisches Hotelzimmer mit einem Fernseher, in dem eine Sendung über Tschernobyl lief. Obwohl ich kein Wort verstand, war mir klar, dass hier gelogen wurde.